Digitale Plattformen verändern die Regeln und Rahmenbedingungen unseres Gesundheitswesens. Dabei stehen wir noch ganz am Anfang eines tiefgreifenden Umwälzungsprozesses: Die Plattformökonomie wird mit ihren disruptiven Geschäftsmodellen die Gesundheitssysteme der Zukunft prägen und etablierte Machtverhältnisse ignorieren. Werden Patientenströme künftig von globalen Unternehmen gesteuert? Die unterschiedlichen Beiträge in diesem Abschnitt erklären, wie Plattformökonomie funktioniert und wie digitale Plattformen Datenströme bündeln und sich so zu mächtigen Gatekeepern entwickeln könnten.

Wenn es um Gesundheit geht, kann Desinformation besonders großen Schaden anrichten. Sie kann sogar Leib und Leben in Gefahr bringen. Die inzwischen etablierte Wortschöpfung der "Infodemie" verdeutlicht, wie sich falsche oder irreführende Informationen rasch verbreiten und negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken können. Die Fähigkeit zur kritischen Bewertung von Gesundheitsinformationen ist deshalb wichtiger denn je. Medizinische Informationen zu hinterfragen, Quellen zu überprüfen und neu erworbenes Wissen anzuwenden, fällt jedoch vielen Menschen schwer.

Nationale Gesundheitssysteme können sich angesichts des wachsenden Einflusses digitaler Plattformen ganz auf eine gesetzliche Regulierung des Plattformmarkts verlassen oder sich parallel mit eigenen Angeboten einbringen. Bislang wird der Pattformmarkt von global agierenden Tech-Unternehmen dominiert, doch auch öffentliche und zivilgesellschaftliche Akteure könnten digitale Plattformen schaffen und auf diese Weise Wohlfahrtseffekte generieren. Eine nationale Plattformstrategie könnte Standards und Schnittstellen für eine nahtlose Zusammenarbeit der verschiedenen Akteuren definieren, wertebasierte Leitplanken für digitale Innovationen setzen und erheblichen Nutzen für Patientinnen und Patienten stiften.